Es ist November 2022 und alles wird teurer. Das, was wir überall im Supermarkt, an den Tankstellen, auf Märkten etc. erleben, geht auch an der Kaffeebranche nicht vorbei: Es wird alles teurer. Daher müssen auch wir leider unsere Preise ab dem 15. November 2022 erhöhen. Hier könnt ihr erfahren, warum:
Die Rohkaffeepreise steigen
Bereits Ende 2021 deutete sich an, dass es zu enormen Preissteigerungen bei Rohkaffee kommen wird. Selbstverständlich sind die Preise ohnehin volatil und das Ergebnis komplexer Zusammenhänge wie etwa dem Klima, der politischen Situation im Land, der Nachfrage, Wechselkursen, Produktionskosten etc. Im Jahr 2021 kam es in Brasilien, dem exportstärksten Kaffeeland der Welt (etwa 60% aller Arabica Kaffees kommen aus Brasilien) zu heftigen Ernteausfällen aufgrund von Trockenheit, einer Periode überdurchschnittlicher Kälte und gestiegenen Produktionskosten im Allgemeinen.
Als anbaustärkstes Land bestimmt die Lage in Brasilien maßgeblich auch den Weltmarktpreis für Kaffee, der richtungsgebend für Rohkaffeepreise im Allgemeinen ist.
Weitere Gründe für höhere Rohkaffeepreise
- Düngemittel: Wie bereits erwähnt, wirken sich auch höhere Preise für Energie und Düngemittel auf den Kaffeeanbau aus. Als direkte Konsequenz des Krieges von Russland gegen die Ukraine sind die Preise für Düngemittel im letzten Jahr teilweise um 100% gestiegen.
- Logistik: Kaffee wird üblicherweise mit Containerschiffen nach Europa transportiert. Nicht nur, dass die Transportkosten aufgrund höherer Ölpreise enorm gestiegen sind, zur Zeit herrscht außerdem eine Knappheit an Schiffscontainern. Internationale Lieferketten sind durch die Corona Pandemie ins Stocken geraten, was die gesamte Logistikbranche ins Wanken gebracht hat. Also Folge sind die Transportkosten im Schnitt um über 70% gestiegen.
- Wechselkurs: Rohkaffee wird i.d.R. über US- Dollar gehandelt. Der Euro hat im Vergleich zum Dollar in den letzten Monaten stark an Wert verloren. Allein der Wechselkurs lässt den Rohkaffee in Deutschland um 17% teurer werden, im Vergleich zum Vorjahr (Stand 27.10.2022).
Kommt von den höheren Preisen etwas bei den Bauern und Bäuerinnen an?
Wieviel von den höheren Preisen tatsächlich bei den Farmen ankommt, hängt wie immer von vielen Faktoren ab. Erstmal ist zu sagen, dass auch die Farmen die höheren Kosten für Düngemittel, Benzin und Arbeitskraft kompensieren müssen. Im Falle der Arbeitskraft ist dies eine durchaus positive Entwicklung. Dass Benzin und Düngemittel teurer werden, belastet die Farmen hingegen sehr, ohne irgendeinen Mehrwert.
In einigen Fällen hängen die höheren Preise aber auch tatsächlich mit einem besseren Auskommen für die Farmen zusammen, was sich am Beispiel Kolumbien veranschaulichen lässt: Während in den meisten kaffeeproduzierenden Ländern der Kaffee fast ausschließlich für den Markt in Europa, den USA und Asien exportiert wird, beginnt sich in einigen Ländern ein eigener Markt zu etablieren. In Kolumbien entstanden dadurch in den letzten Jahren immer mehr Röstereien, die den lokal angebauten Kaffee direkt verwenden. Für die Farmer/innen ist es oft einfacher, in den lokalen Markt zu verkaufen, was es für Exporteure schwieriger macht, sich Kaffees "zu sichern". Die Konkurrenz in der Nachfrage wiederum ermöglicht es den Farmer/innen höhere Preise zu verlangen. Der Rohkaffee, den wir aus Kolumbien beziehen, ist auch von dem extremsten Preisanstieg betroffen (siehe Tabelle).
Preisanstieg unserer Rohkaffees
Wie ihr der Tabelle entnehmen könnt, sind die Preise für die Rohkaffees, die wir beziehen um 28-72% gestiegen. Der Vergleichswert ist so zu verstehen: Die Preise in der Spalte "old contract" sind Durchschnittspreise, die wir seit der Gründung von Tryst 2021 bis Ende August 2022 bezahlt haben. Auch hier gab es Schwankungen. Der drastische Preisanstieg in der Spalte "new contract" sind die Preise, die wir für den gleichen bzw. vergleichbaren Rohkaffee aktuell (September 2022) gezahlt haben.
Man kann als Rösterei die Preise im Moment des Einkaufs und der Bezahlung "fixieren". Das bedeutet, dass eine Rösterei, die beispielsweise einen Kontrakt für 100 Säcke eines Rohkaffees abschließt, die 100 Säcke nach und nach zum vereinbarten Preis beziehen kann. Im Falle eine allgemeinen Preisentwicklung nach oben, kann dies für die Dauer des Kontrakts von Vorteil sein. Läuft der Kontrakt aus, muss man neuen Kaffee zu den dann geltenden Preisen einkaufen.
Wir haben eine Zeit lang von laufenden Kontrakten "profitiert", in dem Sinne, dass wir bis Ende August den Großteil der Kaffees bereits zu alten Preisen gekauft hatten. Mit dem Einzug zu Communal Coffee im September 2022 haben wir nun neue Rohkaffees zu eben diesen höheren Preisen kaufen müssen.
Wir haben uns aber bewusst dagegen entschieden, auf günstigere Kaffees zurückzugreifen, da wir gerne eine längere Partnerschaft mit den Farmen anstreben, von denen wir Kaffee kaufen und sowieso keine Kompromisse bei der Qualität eingehen möchten.
Was sonst noch alles teurer wird
Das ist mühsam aufzuzählen und macht keine gute Laune. Wir wollen auch nicht rumjammern aber Tatsache ist, dass eigentlich alles teurer geworden ist: von den Versandkartons, über die Verpackungen, bis zu den Etiketten und allem, was wir für den Betrieb der Rösterei benötigen. Um weiterhin existieren zu können, bleibt daher keine andere Möglichkeit, als einen Teil der höheren Kosten durch einen höheren Verkaufspreis zu kompensieren. Die höheren Preise werden ab dem 15. November 2022 gelten und an diesem Tag im Shop aktualisiert.
Wir machen weiter
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